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Die rumänische Nationalbibliothek ( Biblioteca Națională a României) wurde am 23. April 2012 am Bulevardul Unirii 3 Nummer 22 in Bukarest eröffnet und ist die größte Bibliothek Rumäniens. Zuvor war sie in einem Gebäude in der Nähe des Universitätsplatzes untergebracht. Die rumänische Nationalbibliothek kann auf eine hundertjährige Geschichte zurückblicken. Abhängig von dem jeweiligen politischen System trug sie im Laufe der Zeit verschiedene Namen. Ihr Bestand beläuft sich auf etwa 13 Millionen Publikationen.
Die Ursprünge der rumänischen Nationalbibliothek gehen auf das Kolleg Sfântu Sava zurück, das eine der bedeutendsten Bibliotheken des Landes führte. Das Kolleg Sfântu Sava wurde 1838 gegründet und hatte einen Bestand von 1000 Bänden. Nach der Vereinigung der rumänischen Fürstentümer von 1859 wurde die Bibliothek zur Nationalbibliothek erklärt, um im Jahr 1864 in Zentrale Staatsbibliothek umbenannt zu werden. In der Zeitspanne von 1901 bis 1955 kam es zur Auflösung der Zentralen Staatsbibliothek. An ihrer Stelle erklärte man 1901 die Bibliothek der rumänischen Akademie zur Nationalbibliothek. Als Folge wurde auch der Buchbestand der Akademie übertragen. 1955 erhielt sie den Titel Zentrale Staatsbibiothek und den ehemaligen Buchbestand zurück.
Die Bauarbeiten an dem neuen Gebäude, dessen Größe etwa ein Drittel des Parlamentsgebäudes ausmacht, starteten im Jahr 1986 während der Herrschaft des Diktators Nicolae Ceaușescu. Nach der rumänischen Revolution von 1989 kamen die Bauarbeiten zum Erliegen. Für beide Gebäude hatte Ceaușescu ein ganzes Altstadtviertel abreißen lassen.
Nach langen Kontroversen über die Nutzung wurden die Bauarbeiten 2009 fortgesetzt allerdings unter anderen ästhetischen Vorzeichen. Architekt Eliodor Popa vom ausführenden Bauunternehmen Carpati SRL ließ die klassizistische Schnörkel-Fassade teilweise mit asymmetrischen Glasfronten bedecken. Die ursprünglichen, mit barockhafter Ornamentik und Säulen überfrachteten Fassaden wurden von ihm völlig neu konzipiert. Die Rückseite wie die Flanken schmücken jetzt durchfensterte schlichte Säulenfassaden. Die halbrunde Vorderfassade des Baus, die vorher aus einer monumentalen Halbrotunde mit Säulenarkaden bestand und als verkitschte Nachahmung des Kolosseums belächelt wurde, dominieren nun vollständig das grünliche Glas und dezente Metallträger. Das Projekt ist mit 120 Millionen Euro die größte rumänische Investition im Kulturbereich seit der Revolution.
Der fertiggestellte neue Sitz der Nationalbibliothek wurde im Dezember 2011 von Ex-Regierungschef Emil Boc feierlich eröffnet und am 22. April 2012 von dem rumänisch-orthodoxen Patriarchen Daniel eingeweiht. Die neue Nationalbibliothek ist seit dem 23. April 2012 für das Publikum geöffnet.
Auch Rumäniens Kulturministerium soll demnächst hier untergebracht werden. Die Gesamt-Nutzfläche liegt bei 120.000 Quadratmetern, das ist ein Drittel der Nutzfläche des Parlamentsgebäudes, das als eines der größten Gebäude der Welt gilt.
Die Bücherbestände der Nationalbibliothek, die ihren Sitz in einem dafür wenig geeigneten Palast in Bukarest hatte, waren dort nur teilweise untergebracht, weitere Teile waren über mehrere Bibliotheken im Land verteilt.
Die Bibliothek verfügt über ein 30 Meter hohes Atrium, 14 Lesesäle auf sieben Geschossen, ein Auditorium, sechs Konferenzräume, Ausstellungs-, Büro- und Lagerräume, sowie zwei Cafés.
Mehr als 12 Millionen Bücher, Zeitungen und Zeitschriften und etwa 500.000 alte Dokumente befinden sich im Bestand der Bibliothek., Joseph Croitoru: Nationalbibliothek in Bukarest Spätgeburt der Bücherburg
Die virtuelle Bibliothek verfügt ihrerseits über mehr als eine halbe Million Titel. Printausgaben, Manuskripte, historische Dokumente, alte Kunstdrucke, Fotografien und Landkarten, sowie das historische Archiv wurden digitalisiert.
Das wertvollste Werk der Nationalbibliothek ist der Codex Aureus − der erste Teil des Lorscher Evangeliars aus dem Hofskriptorium Karls des Großen, welches um das Jahr 810 datiert wird, während der zweite Teil in Rom, in der Biblioteca Apostolica Vaticana aufbewahrt wird. Der Codex Aureus ist dem Publikum digital zugänglich − die Handschrift kann durchblättert, die Abbildungen können nach Belieben vergrößert werden.
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